ESG versus schneller Taler: Quick&Dirty kann jeder. Andauernd, nachhaltig und substanziell beherrschen aber nur Wenige

Die Montagsgesellschaft hat sich vergangenen Montag zu einer fesselnden Diskussion über das Thema ESG, kurz für „Ecology, Social and Governance,“ zusammengefunden. Dieser Begriff hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und steht für eine nachhaltige Unternehmensführung, die ökologische, soziale und gouvernementale Faktoren berücksichtigt. Doch die Debatte ging über bloße Definitionen hinaus. Unter dem Titel „ESG versus schneller Taler: Quick&Dirty kann jeder. Andauernd, nachhaltig und substanziell beherrschen aber nur Wenige“ beleuchteten die Teilnehmer verschiedene Aspekte und Implikationen dieses wichtigen Themas.

Der Ursprung der Nachhaltigkeit

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hat seinen Ursprung in Deutschland und geht zurück auf das Jahr 1713, als er erstmals in der Forstwirtschaft verwendet wurde. Es bedeutete, nur so viel Holz zu verbrauchen, wie nachwachsen konnte. Im Englischen wird „Sustainability“ als die Fähigkeit der Erde interpretiert, bestimmte Verbrauchsniveaus zu ertragen. 1989 haben die Vereinten Nationen einen ethischen Codex verabschiedet, der sich damit beschäftigt, wie die Bedürfnisse der aktuellen Generation erfüllt werden können, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen einzuschränken. Dies bildet die Grundlage für das Konzept von ESG, das für „Ecology, Social and Governance“ steht und die Prinzipien von „planet, people and profit“ vereint.

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Nachhaltigkeitsbewegung war der Bericht „Global 2000“ von Jimmy Carter, der die Ökologiebewegung in den USA maßgeblich beeinflusste. Dieser Bericht verdeutlichte die dringende Notwendigkeit, nachhaltige Praktiken in verschiedenen Bereichen zu fördern, um die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen zu sichern.

ESG in der Praxis: Die Volks- und Raiffeisenbank

Die Volks- und Raiffeisenbank ist ein Beispiel für eine Institution, die das Konzept von ESG in die Praxis umsetzt. Im Jahr 2023 investierte die Bank fünf Millionen Euro in Kredite für Unternehmen und Institute in der Region. Darüber hinaus legt sie großen Wert auf die Vermittlung von Werten und dem „Purpose“ des Genossenschaftswesens an ihre Auszubildenden.

Implikationen für verschiedene Akteure

Die Diskussion über ESG und die Vorgaben aus Brüssel haben vielfältige Implikationen für Immobilienbesitzer, Unternehmer und Privatpersonen:

a) Immobilienbesitzer

Immobilienbesitzer müssen sich mit der Frage der Nachhaltigkeit sowohl bestehender als auch neuer Gebäude auseinandersetzen. Nachhaltigkeit in diesem Kontext bedeutet, Gebäude zu errichten und zu erhalten, die mindestens 50 Jahre lang genutzt werden können. Diese Frage berührt Aspekte wie die Wahl der Baustoffe und die Qualität der handwerklichen Umsetzung. Besonders relevant ist dies, da etwa 80% der Bestandsimmobilien in Deutschland vor 1980 gebaut wurden. In der Vergangenheit gab es Pläne, diese Gebäude in den nächsten Jahren energetisch zu sanieren, um den Energie-Standard „E“ zu erreichen. Dies wurde jedoch aufgrund hoher Kosten aufgegeben. Bei Neubauten kommen zusätzlich zu den ohnehin hohen Materialkosten, Fachkräftemangel und Inflation auch noch energetische Vorgaben hinzu, die die Kosten um bis zu 30% erhöhen können.

b) Unternehmer

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ab 2026 einen ESG-Report abzugeben, der die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien nachweist. Die BaFin hat im Dezember 2022 ein Merkblatt zur Aufsicht von Finanzinstituten veröffentlicht. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften prüfen nun Portfolios auf ihre Nachhaltigkeitskriterien. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen, die nicht nachhaltige Praktiken verfolgen, mit höheren Kosten und einem höheren Bedarf an Eigenkapital konfrontiert werden. Die gesamte Finanzdienstleistungsbranche wird somit zum Ausführenden politischer Vorgaben.

c) Privatleute

Auch Privatpersonen stehen vor der Frage, wie sie ein nachhaltiges Leben führen können. Dabei geht es nicht nur um große Investitionen, wie beispielsweise die Anschaffung teurer langlebiger Produkte, sondern auch um alltägliche Entscheidungen, wie die Wahl des Verkehrsmittels oder die Entscheidung, zu fliegen. Diese Entscheidungen haben Auswirkungen auf die Umwelt und die Nachhaltigkeit unseres Lebensstils.

ESG-Richtlinien: Noch zu vage?

Eine Herausforderung, die in der Diskussion hervorgehoben wurde, ist die Tatsache, dass ESG-Richtlinien noch recht vage sind. Dies führt dazu, dass Kreditgeber gegenüber Unternehmen und Privatpersonen wenig konkret werden können. Eine Lösung, die vorgeschlagen wurde, ist die Anforderung von Informationen wie dem Energieausweis und der Postleitzahl, um bestimmte Nachhaltigkeitskriterien nachweisen zu können. Es wird ein Bedarf nach konkreten Standards geäußert, um Nachhaltigkeit messbarer und greifbarer zu machen.

Nachhaltigkeit als Luxus?

Die Diskussion führte auch zur Frage, ob Nachhaltigkeit in Deutschland zum Luxus wird. Insbesondere in Zeiten steigender Kosten für Wohnen, Energie und Lebensmittel könnte die breite Bevölkerung Schwierigkeiten haben, nachhaltige Praktiken zu verfolgen. Es besteht die Gefahr, dass Menschen aufgrund dieser Herausforderungen extremistischen oder gefährlichen Gruppen zustreben, wenn sie sich von den Veränderungen überfordert fühlen.

Fazit

Die Montagsgesellschaft bot eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema ESG und seinen Auswirkungen auf verschiedene Akteure in der Gesellschaft. Die Herausforderungen sind vielfältig, aber es gibt auch Chancen, nachhaltige Praktiken in allen Bereichen unseres Lebens zu etablieren. Es liegt an uns allen, gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten und sicherzustellen, dass Nachhaltigkeit nicht zum Luxus wird, sondern für jeden zugänglich ist.

Unser Dank geht auch nochmal an die Frankfurt School of Finance für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten und Betreuung der Gäste.

Gerne stellen wir Ihnen hier einen Zusammenschnitt der Highlights der Veranstaltung zur Verfügung!

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