(© goodnews4.de, Online-Tageszeitung für Baden-Baden, 5. Dezember 2017)
Alexander Uhlig will Planung für Schlosshotel prüfen – OB Mergen: „Frau Al Hassawi hatte nur wenig Vertrauen zu ihren Beratern“
Etwas enttäuscht waren manche Teilnehmer der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Baden-Badener Rathaus schon. Erwartet wurde wohl zu viel, nämlich eine Ankündigung, die zur Aufhebung des «Bebauungsplans Neues Schloss» vom 6. Dezember 2001 führen würde.
Im goodnews4-VIDEO-Interview fasste Alexander Uhlig die nicht ganz so spektakuläre Botschaft, die er für die Medienvertreter hatte, in eine Satz zusammen: «Es wird jetzt überprüft, ob ein Hotel im Komplex des Neuen Schlosses, also im historischen Gebäudebestand, untergebracht werden kann oder nicht.» Die Eigentümerin hatte zuletzt erklärt, dass alle Einrichtungen für ein Hotel im historischen Gebäude untergebracht werden sollen, um den Neubau im Schlosspark ausschließlich für Wohneigentum zu nutzen.
Immerhin deutet der Schritt des Rathauses auf einen spieltaktischen Wechsel hin. Erstmals versucht die Stadtverwaltung nicht mit Zugeständnissen und Gefälligkeiten die kuwaitische Eigentümerin zu hofieren, sondern droht mit einem Lackmustest. Zuletzt hatte Oberbürgermeisterin Margret Mergen noch den Kauf des Schlossparks für 15 Millionen Euro ins Spiel gebracht. Dieses nun neue Selbstbewusstsein der Stadtverwaltung mit Alexander Uhlig an der Spitze könnte zu der von Wolfgang Niedermeyer und den Freien Bürger für Baden-Baden schon lange gut begründeten Aufhebung des Bebauungsplans führen und dann erst den Weg frei machen für eine Diskussion über die Zukunft des Neuen Schlosses. Das könnte der Eigentümerin dann möglicherweise nur noch Kosten für die gesetzlich einzufordernde Pflege und Instandsetzung des Kulturdenkmals bereiten, ohne dass diesen nennenswerte Einnahmen gegenüber stünden. Erst dann wäre eine günstige Voraussetzung geschaffen für mögliche Übernahmegespräche durch die öffentliche Hand.
Ganz wieder gut zu machen ist das finstere Kulturkapitel nicht mehr. Der Content des Schlosses mit Jahrhunderte alten Zeugnisse badischer Geschichte mit bedeutendsten badischen Kulturgütern wurde 1995 versteigert und in aller Herren Länder verweht. Das Neue Schloss selbst mit samt seinen Parkanlagen im Jahre 2003 für drei Millionen Euro verramscht. Auch ohne antiquierte badisch-patriotische Positionen bemühen zu müssen ist der Hinweis nötig, dass dieser Fauxpas mit einem württembergischen Kulturgut dieser Klasse wohl nicht passiert wäre. Der kuwaitische Unternehmer Mubarak Abdul-Aziz Al Hassawi hatte das Schloss im Oktober 2003 zunächst erworben. Nach seinem Tod ging das Neue Schloss in das Eigentum der Firma Badriah Investments B.V., Amsterdam, über deren Eigentümerin wiederum ist die Firma Habay Holding NV, Curacao, diese soll Fawzia Al Hassawi, der Tochter des Käufers von 2003, gehören.
Nach Angaben des Rathauses will die Investorin laut eigenen Angaben vom November 2017 über 16,3 Millionen Euro «für die bauliche Instandsetzung des Neuen Schlosses investiert» haben. Wer weiß, vielleicht eher ein Betrag, der als Verhandlungssumme gedacht sein könnte.