Die Montagsgesellschaft Frankfurt widmete sich am 29. September 2025 einem Thema, das häufig hinter den glitzernden Fassaden der Modewelt verborgen bleibt: den Schattenseiten der Modeindustrie.
Unter dem Titel „Glamour im Licht, Ausbeutung im Schatten: Mode auf dem Prüfstand“ fand die Veranstaltung im Atelier von Künstler und Unternehmer Maik Kuhlmann statt – einem Ort, der wie geschaffen war, um Kunst, Wirtschaft und Ethik miteinander in den Dialog zu bringen.
Das Event setzte ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit, Menschenrechte und gesellschaftliche Verantwortung in einer Branche, die wie kaum eine andere zwischen Schönheit und Schattenseiten schwankt.
Mode und Menschenrechte – Verantwortung entlang der Lieferkette
Einen zentralen Schwerpunkt des Abends bildete die Frage, wie eng Mode und Menschenrechte miteinander verknüpft sind.
Nathalie Schaller, Gründerin des humanitären Modelabels eyd und heute für die International Justice Mission tätig, verdeutlichte, dass moderne Sklaverei auch im Jahr 2025 noch traurige Realität ist.
Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft und fehlende Existenzlöhne prägen in vielen Produktionsländern weiterhin den Alltag. Trotz wachsender gesellschaftlicher Sensibilität bleibt die Textilindustrie eine der Branchen, in denen Menschenrechtsverletzungen am häufigsten auftreten.
Auch Thimo Schwenzfeier, ehemaliger Show Director der Nachhaltigkeitsmesse Neonyt, machte deutlich, wie komplex die globalen Lieferketten tatsächlich sind. Ein einfaches T-Shirt, so erklärte er, gehe auf seinem Weg vom Rohstoff bis zum Verkauf durch bis zu 140 Hände – und jede davon steht für einen Teil einer intransparenten Produktionskette.
Nachhaltigkeit in der Mode – Zwischen Ideal und Realität
Ein weiterer Schwerpunkt des Abends war die Frage, wie nachhaltige Mode zur echten Alternative werden kann. Die Diskutierenden waren sich einig: Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit.
Wolf Lüdge, ehemaliger Geschäftsführer von Hess Natur, betonte die Herausforderungen, mit denen selbst ethisch orientierte Marken konfrontiert sind. Die Herstellung von Kleidung unter fairen Bedingungen ist kostspielig und aufwendig – und dennoch der einzige Weg, um langfristig glaubwürdig zu bleiben.
Jedes Jahr werden weltweit Millionen Tonnen ungetragener Textilien entsorgt, und allein in Deutschland produziert jede Person etwa zwei Kilogramm Textilabfall pro Jahr. Diese Zahlen machen deutlich, wie dringend ein Umdenken nötig ist.
Auch Sanu Sara Durmaz, Mode-Influencerin und Gründerin der nachhaltigen Plattform Green Dayz, forderte ein Umdenken im Konsumverhalten. Sie zeigte, dass Secondhand-Mode, Upcycling und Kreislaufwirtschaft längst modern und stilvoll sind – und dass nachhaltige Labels in Zukunft eine stärkere Bühne brauchen.
Bildung, Verantwortung und politische Rahmenbedingungen
Im dritten Teil des Abends richtete sich der Blick in die Zukunft: Wie kann sich die Modebranche verändern – und wer trägt dafür die Verantwortung?
Die Diskutierenden waren sich einig, dass zwar jede und jeder Einzelne mit bewussten Kaufentscheidungen beitragen kann, die entscheidenden Veränderungen jedoch auf politischer und unternehmerischer Ebene stattfinden müssen.
Bildung wurde als Schlüsselfaktor hervorgehoben. Nur wer versteht, wie Greenwashing funktioniert, kann nachhaltige von scheinbar nachhaltigen Marken unterscheiden. Konsumentinnen und Konsumenten sollten befähigt werden, kritisch zu hinterfragen und bewusst zu handeln.
Kunst trifft Engagement – Der Abend im Atelier Maik Kuhlmann
Das Atelier von Maik Kuhlmann auf der Hanauer Landstraße bot den idealen Rahmen für diese inspirierende Veranstaltung. Zwischen Kunstwerken, Textilien und kreativer Atmosphäre wurde deutlich, dass Mode nicht nur Kleidung, sondern Ausdruck von Haltung ist.
Die Mischung aus Unternehmern, Kreativen, Aktivisten und Gästen der Montagsgesellschaft sorgte für eine lebendige Diskussion, die weit über den Abend hinaus wirkt.
Ein besonderes Highlight war das im Anschluss produzierte Video zur Veranstaltung, das die wichtigsten Eindrücke, Zitate und Emotionen einfängt. Es zeigt, wie reflektiert und engagiert die Diskussion geführt wurde – und dass sich immer mehr Menschen für faire Produktionsbedingungen, nachhaltigen Konsum und eine bewusste Gesellschaft einsetzen.
Das Video ist auf den Social-Media-Kanälen der Montagsgesellschaft abrufbar und bietet auch jenen Einblicke, die an diesem Abend nicht dabei sein konnten.
Fazit: Mode im Wandel – Verantwortung beginnt bei uns allen
Der Abend der Montagsgesellschaft machte deutlich, dass Mode weit mehr ist als ein ästhetisches Statement. Sie ist Teil unserer globalen Verantwortung – für Umwelt, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.
Wenn Politik, Unternehmen und Konsumentinnen gemeinsam handeln, kann die Branche zu einem Vorbild für nachhaltiges Wirtschaften werden. Frankfurt zeigte mit dieser Veranstaltung einmal mehr, dass gesellschaftlicher Dialog und Aufklärung der Schlüssel zur Veränderung sind.
Hier finden Sie mehr Veranstaltungen der Montagsgesellschaft: https://www.montagsgesellschaft.de/veranstaltungen/zukuenftige-veranstaltungen