(© goodnews4.de, Online-Tageszeitung für Baden-Baden, 1. Dezember 2017)
Eigentümerin Fawzia Al Hassawi mit Beratern aus London und Lobbyisten aus Frankfurt in Baden-Baden unterwegs.
Fawzia Al Hassawi ist schon immer für Überraschungen gut. Gerade hatte die Eigentümerin des Neuen Schlosses eine Frankfurter Lobby-Agentur beauftragt, Spekulationen entgegenzutreten. „Die verschiedenen Interessenlagen der Bevölkerung hier vor Ort erstmal analysieren, verschiedene Gespräche führen mit politischen Entscheidungsträgern, mit Menschen aus der Bevölkerung, mit Menschen mit einem kulturellen Hintergrund, eventuell mit Architekten, auch mit politisch Verantwortlichen über die Grenzen Baden-Badens hinaus“, so lautete der Auftrag an das Lobby-Unternehmen R3lation, das dann an die kuwaitische Schloss-Eigentümerin berichten sollte.
Der Bericht lag dann entweder recht überstürzt vor oder Fawzia Al Hassawi warf wieder einmal alle Pläne über den Haufen, denn unversehens tauchte sie höchstpersönlich in der Stadt auf und führte an den inzwischen vielen Fronten von Kommunalpolitikern und engagierten Bürgern eine ganze Serie von Gesprächen. Bei dem Vorsitzenden des Vereins Stadtbild, Wolfgang Niedermeyer, trat eine gleich neunköpfige Delegation mit Beratern und Lobbyisten aus London und Frankfurt mit Fawzia Al Hassawi an der Spitze an. Wolfgang Niedermeyer ließ sich trotz des imponierenden Bahnhofs nicht beirren. Gegenüber goodnews4 wiederholte der Stadtbildchef und ehemalige Manager seine gut begründete Analyse der Lage um das Neue Schloss: «Das Projekt ist gescheitert.»
Erfolgreich hatte die einnehmende Fawzia Al Hassawi in der Ära des ehemaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Gerstner weitreichende Zugeständnisse erreicht, die mehr auf der Grundlage von gegenseitigen Sympathien beruhten als in einer ausreichenden Analyse des geplanten Projektes. So kam ein öffentlich-rechtlicher Vertrag zu Stande, für dessen Erfüllung der kuwaitischen Eigentümerin bis heute das Geld fehlt. Vermutlich wusste dies Fawzia Al Hassawi in allen Phasen seit sie für das Projekt verantwortlich ist. Auch schon im Mai 2014. In zwei bis zweieinhalb Jahren werde der erste Gast im Neuen Schlosshotel übernachten können, sagte die Schloss-Eigentümerin im goodnews4-VIDEO-Interview mit Nadja Milke.
„Wir warnen dringend davor, dem Ansinnen der FBB-Fraktion nachzugeben, den bestehenden Bebauungsplan ‘Neues Schloss − 1. Änderung’ zum jetzigen Zeitpunkt aufzuheben. Mit dieser Vorgehensweise würden wir das wichtigste Faustpfand zur Steuerung der baulichen Entwicklung des Neuen Schlosses aus der Hand geben, den öffentlich-rechtlichen Vertrag“, hatte sich SPD-Fraktionschef Kurt Hochstuhl zu Wort gemeldet. Eine Position, die Wolfgang Niedermeyer nicht teilt. Für ihn gibt es nur einen klaren Weg. Diesen hat er allen Gruppierungen im Gemeinderat zur Kenntnis gegeben und in Gesprächen mit der Rathausspitze erläutert. Das Projekt Neues Schlosshotel ist gescheitert, so das nachvollziehbare Resümee des Stadtbild-Vorsitzenden, somit sei der Bebauungsplan aufzuheben.
Nun liegt es am Baden-Badener Gemeinderat, einen vorläufigen Schlussstrich zu ziehen. Offenbar ahnt die Schlosseigentümerin nun doch was die Stunde geschlagen haben könnte. Anders ist der aktuelle Aufmarsch von Lobbyisten und Beratern nicht zu deuten.