Montagsgesellschaft diskutiert: „Der Aderlass – Warum immer mehr gute Köpfe und Kapital das Land verlassen“

Seit unserer Gründung vor 19 Jahren engagiert sich die Montagsgesellschaft als Plattform für einen offenen und konstruktiven Bürgerdialog. Immer wieder stellen wir gesellschaftliche Entwicklungen zur Diskussion, die Deutschland und seine Zukunft betreffen. Bereits vor sieben Jahren haben wir ein Format umgesetzt, das die damalige aufstrebende AfD und ihre möglichen Auswirkungen auf das Land zum Thema hatte. Heute, in einem sich rasant verändernden globalen Umfeld, nehmen wir erneut gesellschaftliche Entwicklungen ins Visier, die viele Menschen beschäftigen.

Ein Abend voller Debatten: Der Aderlass – warum Deutschland an Talenten und Kapital verliert

In unserer letzten Veranstaltung diskutierten wir unter dem Titel „Der Aderlass“ die Frage, warum immer mehr qualifizierte Köpfe und Kapital das Land verlassen. Diese Entwicklung, die wir in Gesprächen mit Top-Entscheidern aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie mit zahlreichen Bürgern immer wieder vernehmen, löst bei vielen ein hohes Maß an Unsicherheit aus. Ist es nur ein Gefühl, oder ist das Modell Deutschland nicht mehr zeitgemäß?

Ein wachsender Trend: Warum zieht es Deutsche ins Ausland?

Die Statistiken und Berichte sprechen eine deutliche Sprache. Immer mehr Deutsche zieht es ins Ausland – nicht nur für Kurzzeitaufenthalte, sondern für einen dauerhaften Neustart. Ob Dubai, Abu Dhabi, die Schweiz, Österreich oder andere Länder: Die Zahl der Deutschen, die im Ausland leben und arbeiten, wächst. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Schweiz, wo mittlerweile über 50 % der praktizierenden Ärzte aus Deutschland stammen. Was sind die Gründe für diesen „Brain Drain“?

Experten und Perspektiven

Um diese Frage umfassend zu beleuchten, hatten wir drei hochkarätige Gäste eingeladen, die ihre Sichtweisen und Erfahrungen mit dem Publikum teilten:

  • Matthias Luck, Managing Director, Leiter Private Banking Frankfurt, Liechtensteinische Landesbank AG, brachte die finanzwirtschaftliche Perspektive ein und erläuterte die zunehmenden Kapitaltransfers ins Ausland. Seiner Meinung nach suchen viele Investoren und wohlhabende Deutsche nach sichereren oder steuerlich attraktiveren Standorten für ihr Kapital. Ein Trend, der sich nicht nur auf Einzelpersonen, sondern auch auf Unternehmen ausdehnt.
  • Thorsten Klinkner, Experte für Stiftungsgründungen in der Schweiz und Liechtenstein und Geschäftsführender Gesellschafter von UnternehmerKompositionen, sprach über die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen, die es für Deutsche immer attraktiver machen, sich im Ausland zu engagieren oder gar zu verlagern. Er hob hervor, dass die zunehmende Regulierungsdichte und Steuerbelastung in Deutschland viele Unternehmen und Privatpersonen dazu veranlasst, ihre Vermögensstruktur zu überdenken und alternative Modelle in anderen Ländern zu prüfen.
  • Kshitij Gupta, Unternehmer und deutscher Staatsbürger, der einst aus Indien nach Deutschland kam und nun aus familiären Gründen über einen weiteren Umzug nachdenkt. Er erzählte aus erster Hand, warum er, trotz seiner engen Verbindung zu Deutschland, die Möglichkeit eines „Weiterziehens“ in Betracht zieht. „Es geht nicht nur um wirtschaftliche Chancen, sondern auch um Lebensqualität, Bildung und Zukunftsperspektiven für meine Kinder“, so Gupta. Seine persönlichen Erfahrungen spiegelten die Sorgen vieler wider, die das Gefühl haben, dass Deutschland in einigen Bereichen an Attraktivität verloren hat.

Ursachen und Konsequenzen des Aderlasses

Die Debatte verdeutlichte, dass der Aderlass Deutschlands – sowohl von Talenten als auch von Kapital – ein komplexes Phänomen ist, das viele Ursachen hat. Steigende Steuern und Abgaben, ein hohes Maß an Regulierung, bürokratische Hürden und eine oft als belastend empfundene Lebensqualität sind nur einige der Gründe, die diskutiert wurden. Gleichzeitig gibt es Länder, die aktiv um deutsche Fachkräfte und Investitionen werben, indem sie attraktive steuerliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen bieten.

Doch was bedeutet dieser Aderlass für die Zukunft Deutschlands? Wenn gute Köpfe und Kapital das Land verlassen, verliert Deutschland nicht nur an Innovationskraft und wirtschaftlicher Stärke, sondern riskiert auch, seinen Platz als führende Wirtschaftsnation zu gefährden.

Ein engagiertes Publikum und eine kontroverse Diskussion

Der Abend in der Villa Rothschild war geprägt von einer intensiven und kontroversen Diskussion, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtete. Viele Gäste aus dem Publikum beteiligten sich aktiv an der Debatte und brachten ihre eigenen Erfahrungen und Meinungen ein. Es wurde deutlich, dass die Frage nach dem „Warum“ ebenso vielschichtig ist wie die Antworten darauf.

Ein Appell für die Zukunft

Als Montagsgesellschaft sehen wir es als unsere Aufgabe, solche Themen offen und mutig zu diskutieren, um ein Bewusstsein für aktuelle Entwicklungen zu schaffen und die öffentliche Debatte anzuregen. Wir sind überzeugt, dass nur durch einen offenen Dialog Lösungen gefunden werden können, die Deutschland auch in Zukunft attraktiv und erfolgreich machen.

Wir danken unseren Gästen und Podiumsteilnehmern für ihre offenen Worte und allen Teilnehmern für die lebhafte Diskussion. Die Key-Facts und Highlights des Abends werden bald auf unserer Webseite veröffentlicht.

Bleiben Sie mit uns im Gespräch und seien Sie bei der nächsten Montagsgesellschaft dabei, wenn wir erneut über Themen sprechen, die uns alle bewegen.

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Dr. Stefan Söhngen

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60489 Frankfurt am Main

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