Ein Rückblick auf die Montagsgesellschaft: Tigerstaat des Balkans: Bosnien Herzegowina ante portas EU

Am vergangenen Montag, den 06.05.2024, fand eine spannende Veranstaltung der Montagsgesellschaft statt, die sich intensiv mit dem Thema „Tigerstaat des Balkans: Bosnien Herzegowina ante portas EU“ beschäftigte. In der edlen Atmosphäre der Villa Rothschild diskutierten hochkarätige Experten und Praktiker über die gegenwärtige Lage und die Zukunftsperspektiven des Balkanstaates. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse des Abends.

Drei Podiumsgäste, verschiedene Perspektiven

Die Diskussion wurde von drei Podiumsgästen getragen: General Hans Dombröse, der bereits in früheren Podien zur Entwicklung Jugoslawiens referiert hatte, Friedensforscher Dr. Thorsten Gromes, Banker Samir Mustafić und Unternehmer Adem Velagic. Während Dr. Gromes eine eher theoretische und skeptische Sicht auf die Entwicklung und den aktuellen Zustand Bosnien Herzegowinas vertrat, waren Mustafić und Velagic optimistisch und praxisorientiert in Bezug auf die Gegenwart und Zukunft des Landes.

Bosnien Herzegowina, ein Land mit der Fläche Niedersachsens und etwa 3 Millionen Einwohnern, ist ethnisch und religiös vielfältig, mit Kroaten, Serben und Bosniern sowie Islam, Katholizismus, Orthodoxie und Judentum als vertretene Religionen. Eine kurze Umfrage unter den Zuschauern zeigte, dass etwa fünf Personen einen persönlichen Bezug zu Bosnien Herzegowina hatten, während mehrere ökonomische Verbindungen hatten.

Positive Entwicklungen und Chancen

Ein Zuschauer berichtete begeistert von seinem erfolgreichen Rosen- und Zedernhandel in Bosnien Herzegowina, wo er sich sicherer und teilweise besser aufgehoben fühle als in Deutschland. Er lobte die weniger komplizierte Bürokratie. Allerdings wies ein anderer Zuschauer auf den 110. Platz des Landes im Korruptionsindex von Transparency International 2022 hin, eine Verbesserung sei dringend notwendig. Positiv wurde hingegen die massiv gestiegene Bildungsrate an Universitäten hervorgehoben. Besorgniserregend sei jedoch, dass gut ausgebildete Fachkräfte, insbesondere im Pflegebereich, nach Deutschland abgeworben würden.

Bosnien Herzegowina verfügt über reiche natürliche Ressourcen wie Wasser und Holz, sowie einen 24 km langen Küstenstreifen, der für den Tourismus attraktiv ist. Unternehmen wie Fixetics Sourcing, die Werkzeuge und Autokomponenten produzieren und nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz exportieren, und die Asa Banka, die von einer Bilanzsumme von 80 Millionen auf aktuell 1,6 Milliarden Euro gewachsen ist und etwa 8% Rendite erzielt, verdeutlichen das Entwicklungspotential des Landes. Velagic und Mustafić betonten, dass trotz politischer Spannungen das Geschäftsleben floriert und man in Bosnien Herzegowina sicher und ruhig leben könne.

Politische Herausforderungen und die Rolle der EU

Auf politischer Ebene sind die Spannungen seit dem Abkommen von Dayton nicht wirklich abgeklungen. Viele junge, anfänglich progressive Menschen entwickeln sich zu rechtsnationalistischen Einstellungen, und aktuelle Entwicklungen können als „Fortsetzung des Kriegs mit anderen Mitteln“ gesehen werden. Laut dem Kommissionsbericht 2022 erfüllt Bosnien Herzegowina derzeit nur zwei der 14 Prioritäten für einen EU-Beitritt. Dennoch wurde die starke Präsenz der USA als positiv hervorgehoben, während die EU als „nicht wirklich handlungsfähig“ kritisiert wurde. Die Einbindung Bosnien Herzegowinas in die westliche Sphäre sei aus geostrategischen Gründen essentiell, um das Land nicht dem Einfluss des Ostens zu überlassen.

Teilnehmer und Dank

Am Podium nahmen teil:

  • Višnja Lončar, Generalkonsulin von Bosnien
  • Adem Velagic, Geschäftsführer, Fixetics Sourcing GmbH
  • Samir Mustafić, CEO, ASA BANKA
  • Dr. Thorsten Gromes, Senior Researcher, PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung
  • Romeo Franz, Abgeordneter im Europäischen Parlament, Delegation für die Beziehungen zu Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo

Ein herzlicher Dank geht an das gesamte Team der Villa Rothschild für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten und die ausgezeichnete Betreuung der Gäste.

Fazit

Die Veranstaltung bot einen tiefen Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Zukunftsperspektiven Bosnien Herzegowinas. Trotz bestehender Herausforderungen und politischer Spannungen zeigen die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen und das Engagement einzelner Unternehmer das enorme Potential dieses Balkanstaates. Die Diskussion verdeutlichte die Bedeutung einer stabilen und prosperierenden Zukunft Bosnien Herzegowinas für Europa und die Welt.

 

 

Kontakt | Synergie nutzen

Dr. Stefan Söhngen

Fuchstanzstr. 32
60489 Frankfurt am Main

Telefon:
+49 69 - 247 41 230

E-Mail:
s.soehngen@relationing.de

Stefan Soehngen on the web

Relationing on the web

Montagsgesellschaft on the web

Newcomers Network on the web