Oberzent und der gesamte Odenwald stehen vor wichtigen Herausforderungen, die über die Zukunft der Region entscheiden. Wie kann die Attraktivität für Touristen, Fachkräfte und Unternehmen gesteigert werden? Welche Maßnahmen sind notwendig, um Leerstände zu reduzieren, Gastronomie und Freizeitangebote wiederzubeleben und eine nachhaltige Infrastruktur zu schaffen? Diese Fragen wurden im Rahmen der Ideenwerkstatt Oberzent intensiv diskutiert.
Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass viele Menschen an der Entwicklung der Region interessiert sind und sich aktiv einbringen möchten. Es wurde aber auch klar, dass Oberzent eine übergreifende Strategie benötigt, um sowohl wirtschaftliche als auch touristische Potenziale zu nutzen. Im Folgenden werden zentrale Herausforderungen, Lösungsansätze und konkrete Maßnahmen für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung vorgestellt.
Tourismus als Wirtschaftsfaktor – Wie kann Oberzent profitieren?
Der Odenwald bietet eine beeindruckende Natur, zahlreiche Freizeitmöglichkeiten und eine hohe Lebensqualität. Dennoch sind die Übernachtungszahlen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Während im Jahr 1976 noch 152.000 Übernachtungen gezählt wurden, lag diese Zahl 2024 bei lediglich 33.770. Dieser Rückgang ist unter anderem auf eine fehlende gezielte Vermarktung der Region, den Rückgang gastronomischer Angebote und zu geringe Investitionen in die touristische Infrastruktur zurückzuführen. Zudem hat sich das Reiseverhalten der Menschen verändert, wodurch klassische Tourismusangebote zunehmend an Bedeutung verlieren.
Um Oberzent als attraktives Reiseziel zu etablieren, braucht es innovative Ansätze. Eine authentische und gezielte Vermarktung über digitale Kanäle kann helfen, neue Besuchergruppen zu erreichen. Social Media spielt dabei eine zentrale Rolle, da hier sowohl die Schönheit der Region als auch besondere Erlebnisse gezielt präsentiert werden können. Darüber hinaus könnten thematische geführte Wanderungen oder temporäre Food-Trucks an beliebten Wanderrouten getestet werden, um Touristen ein abwechslungsreiches Angebot zu bieten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die überregionale Zusammenarbeit. Der Odenwald sollte als Ganzes vermarktet werden, anstatt dass jede Gemeinde einzeln agiert. Kooperationen mit Metropolregionen wie Frankfurt oder Mannheim können dabei helfen, gezielt Gäste aus städtischen Ballungsräumen anzusprechen.
Wirtschaft und Stadtentwicklung – Oberzent als attraktiver Standort für Unternehmen und Fachkräfte
Neben dem Tourismus ist die wirtschaftliche Entwicklung der Region ein zentrales Thema. Viele Menschen leben in Oberzent, pendeln aber täglich in umliegende Städte, da es vor Ort nicht genügend attraktive Arbeitsplätze gibt. Gleichzeitig stehen zahlreiche Gewerbeimmobilien leer, und es fehlen Anreize für Unternehmensansiedlungen.
Ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung ist der flächendeckende Glasfaserausbau, der bis 2028 abgeschlossen sein soll. Diese Infrastruktur eröffnet neue Möglichkeiten für Unternehmen mit digitalem Fokus und Homeoffice-Arbeitsplätze. Besonders Menschen, die in Metropolregionen mit steigenden Mietpreisen leben, könnten Oberzent als Wohn- und Arbeitsort neu entdecken, wenn die digitalen Voraussetzungen stimmen.
Um diesen Trend zu nutzen, ist eine gezielte Kommunikation erforderlich. Leerstehende Gewerbeflächen könnten gezielt für Start-ups oder Co-Working-Spaces genutzt werden, um neue Arbeitsmodelle in die Region zu holen. Unternehmen und Selbstständige, die von besseren Wohnbedingungen profitieren wollen, sollten aktiv angesprochen werden.
Gastronomie und Freizeitangebote – Wie Oberzent wieder attraktiver werden kann
Ein häufig diskutiertes Problem ist der starke Rückgang gastronomischer Betriebe in der Region. Während vor vierzig Jahren zahlreiche Restaurants, Gaststätten und Cafés existierten, gibt es heute nur noch wenige, die gut laufen. Diese Entwicklung hemmt nicht nur den Tourismus, sondern beeinflusst auch die Lebensqualität für die Bewohner.
Um die Gastronomie wiederzubeleben, könnten neue Konzepte getestet werden. Temporäre Pop-up-Restaurants oder Street-Food-Events könnten als Testlauf für dauerhafte gastronomische Ansiedlungen dienen. Mobile Gastronomie in Form von Food-Trucks an touristischen Hotspots könnte gezielt Wanderer und Radfahrer ansprechen. Zudem könnte eine stärkere Einbindung regionaler Produkte die Attraktivität der bestehenden Gastronomie steigern.
Wichtig ist es, bestehende Angebote besser zu vermarkten und gezielt Fördermöglichkeiten zu nutzen, um Investitionen in Gastronomiebetriebe zu erleichtern. Auch hier kann eine gemeinsame Strategie der gesamten Region effektiver sein als einzelne Maßnahmen einzelner Gemeinden.
Fazit – Die nächsten Schritte für Oberzent
Die Ideenwerkstatt hat gezeigt, dass es zahlreiche Ansätze gibt, um die Entwicklung von Oberzent und dem Odenwald voranzutreiben. Es wurde deutlich, dass eine strategische Planung erforderlich ist, um sowohl den Tourismus als auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Region gezielt zu fördern.
Die wichtigsten Maßnahmen für die nächsten Schritte umfassen eine stärkere digitale Vermarktung, um Oberzent und den Odenwald sichtbarer zu machen, insbesondere für potenzielle Neubürger, Touristen und Investoren. Innovative Tourismusangebote wie geführte Wanderungen oder saisonale Food-Trucks können helfen, neue Besuchergruppen anzusprechen. Bestehende Leerstände sollten gezielt für neue Konzepte genutzt werden, sei es durch flexible Nutzungsmöglichkeiten für Unternehmen oder durch Förderprogramme für Start-ups und kreative Projekte.
Besonders wichtig ist die überregionale Zusammenarbeit. Einzelne Gemeinden sollten sich nicht isoliert vermarkten, sondern gemeinsam als Region auftreten, um Synergien zu nutzen und mehr Reichweite zu erzielen.
Ein Ausblick auf die nächste Ideenwerkstatt zeigt, dass das Thema Lebensqualität im ländlichen Raum eine immer größere Rolle spielt. Ein junger Familienvater, der aus Frankfurt in eine ländliche Region gezogen ist, wird berichten, warum er diesen Schritt gemacht hat. Seine Perspektive kann wertvolle Impulse liefern, um Oberzent nicht nur als Tourismusstandort, sondern auch als attraktiven Lebens- und Arbeitsraum weiterzuentwickeln.
Die Diskussion über die Zukunft der Region ist offen und erfordert weiterhin Engagement von Bürgern, Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern. Oberzent hat viele Stärken, die genutzt werden können – jetzt kommt es darauf an, konkrete Schritte einzuleiten und die Entwicklung aktiv zu gestalten.