Mit der Ideenwerkstatt Oberzent setzt die Stadt Oberzent ihre Entwicklungsarbeit konsequent fort. Am 25. November 2025 fand die nächste Ausgabe dieser partizipativen Reihe statt – erneut mit großem Zuspruch aus Bürgerschaft, Wirtschaft, Verwaltung und regionalen Partnern.
Moderiert von Dr. Stefan Söhngen, bot der Nachmittag wertvolle Impulse und einen offenen Austausch darüber, wie das Gastgewerbe zum strategischen Zukunftsfaktor für die Region werden kann.
Impulse von Christine Friedrich (DEHOGA Hessen): Herausforderungen klar benennen, Chancen gezielt nutzen
Zum Auftakt gab Christine Friedrich, Geschäftsführerin des DEHOGA Hessen, einen tiefen Einblick in die aktuelle Lage des Gastgewerbes. Die Branche befindet sich im Spannungsfeld zwischen:
- steigenden Kosten
- Fachkräftemangel
- rückläufiger Nachfrage im ländlichen Raum
- demografischem Wandel
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Gastronomie ein zentraler wirtschaftlicher und sozialer Anker – gerade in Regionen wie Oberzent.
Ihr Appell war eindeutig:
Politik und Verwaltung müssen bestehende Betriebe stärken, bürokratische Hürden abbauen und Investitionen erleichtern.
Gleichzeitig braucht es eine professionelle regionale Vermarktung, damit Stärken sichtbarer werden und sich wirtschaftliche Effekte verstärken.
Kooperation, Kommunikation, Koordination – die drei Hebel für Oberzents Gastgewerbe
Die anschließende Diskussion zeigte klar:
Viele Betriebe arbeiten engagiert, aber nicht vernetzt genug. Eine offizielle Kommunikations- und Koordinationsstruktur fehlt bisher.
Mehrfach genannt wurde der Bedarf nach:
- einer zentralen städtischen Anlaufstelle für Gastronomie und Tourismus
- einer gemeinsamen Kommunikationsstrategie
- regelmäßigen Abstimmungsformaten zwischen Betrieben, Vereinen, Verwaltung und Tourismuspartnern
Zudem wurde betont, dass Oberzent über attraktive Veranstaltungen verfügt – wie den Pferdemarkt, das Brunnenfest oder die Reußenkreuz-Events. Diese könnten viel stärker als touristische Aushängeschilder genutzt werden.
Ein besonderes Thema war der Rückgang aktiver Vereine. Viele bisherige Formate leiden unter fehlenden Strukturen – ein Verlust, den neue kooperative Veranstaltungsmodelle künftig ausgleichen könnten.
Praxisbericht von Hotelier Lukas Beisel (Hotel Hirsch, Rothenberg): Erfolgreich – aber isoliert
Ein Highlight der Werkstatt war der Praxisbericht von Lukas Beisel, Hotelier des traditionsreichen Hotel Hirsch in Rothenberg.
Er skizzierte anschaulich:
- steigende Übernachtungszahlen in seinem Haus
- gleichzeitig: kaum regionale Koordination oder touristische Leitstrukturen
- fehlende Mountainbike-Strecken, die Touristen anziehen könnten
- Busparkplätze, die Reisegruppen den Zugang erleichtern würden
- bürokratische Herausforderungen, die Projekte bremsen
Gleichzeitig machte er Mut:
Mit seinem Catering- und Smoker-Konzept erreicht Beisel Kundschaft weit über die Region hinaus – ein Beispiel dafür, wie lokale Qualität Strahlkraft entfalten kann.
Kernideen & nächste Schritte: Was Oberzent jetzt angehen muss
Aus der Diskussion hat sich ein klarer Maßnahmenkatalog herausgebildet:
- Aufbau einer Tourismus- und Gastro-Anlaufstelle
Ein zentraler Kontaktpunkt soll Gastronomie, Hotellerie, Vereine und Verwaltung miteinander vernetzen. - Einrichtung eines runden Tisches der Betriebe
Regelmäßiger Austausch schafft Transparenz, Vertrauen und gemeinsame Ziele. - Nutzung bestehender Events als Schaufenster
Pferdemarkt, Marbachsee, Brunnenfest und andere Formate sollen stärker touristisch positioniert werden. - Kooperation mit regionalen Tourismusexperten
Die Zusammenarbeit mit Frau Horn vom „Tourismusservice Odenwald-Bergstraße“ wird als wichtige überregionale Chance betrachtet. - Stärkere digitale Präsenz
Gemeinsame Kommunikation, Social-Media-Kampagnen und klare Online-Vermarktung sollen Oberzent sichtbarer machen.
Fazit: Oberzent hat das Potenzial – jetzt braucht es Struktur und Mut
Die Ideenwerkstatt hat gezeigt:
Oberzent verfügt über engagierte Menschen, starke Betriebe und eine beeindruckende Naturkulisse.
Doch damit Gastgewerbe und Tourismus wirklich zum Zukunftsmotor werden, muss die Stadt:
- Zuständigkeiten klären
- Kooperation ermöglichen
- moderne Vermarktungswege nutzen
- Mut zur Veränderung zeigen
Die Ideenwerkstatt ist dabei nicht der Abschluss, sondern ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen regionalen Entwicklung – getragen von Menschen, die Oberzent gestalten und stärken wollen.